Hintergrund + Philosophie
Grenzenlosigkeit ist für den Menschen nicht möglich. Er lebt mit Grenzen - weil seinem Leben Grenzen gesetzt sind. So können wir die Geschichte eines Ortes,eines Landes ja der Welt und der Menschheit insgesamt als eine Geschichte des Eingrenzens und Ausgrenzens, des Grenzen Öffnens und Schliessens, des Grenzen Verschiebens oder Aufhebens begreifen. Das macht die Faszination der Grenzsteine aus: Sie sind Zeugen dieses Prozesses, auf ihnen lesen wir Spuren der Grenzziehung. Das fasziniert, verführt zum Denken. Und beim Denken tauchen unweigerlich Fragen auf:
Was ist eine Grenze?
Ist sie etwas Reales, Natürliches oder etwas Gemachtes, Künstliches oder gar etwas, das es nur in der Vorstellung gibt? Sind Grenzen nur dem Menschen bewusst oder etwa auch den Tieren? Wir kennen ja Tierarten, die nicht nur ihr Grenzrevier markieren (zwar nicht mit Steinen aber z.B. mit Duftmarken), sondern es auch bestens kennen und gegen Eindringlinge verteidigen. Und die Pflanzen, die Steine, die Erde, das Weltall? Hat wirklich alles seine Grenzen? Was das All betrifft widersprechen sich die Ansichten und auch die sog. "Beweise": Weder seine zetlichen noch seine räumlichen Grenzen sind uns bekannt und schon gar nicht fassbar. Darum nennen wir das All "All". Wir wissen nicht ob es begrenzt ist oder ohne Ende.
Trotzdem können wir wohl unterscheiden zwischen Grenzen, die gegeben sind, die uns (von der Natur, vom Leben) aufgezwungen sind, die wir kaum beeinflussen, die der Mensch gar nicht oder nur unter grossen Anstrengungen ändern kann - und jenen Grenzen, die der Mensch selber gezogen hat und immer wieder zieht. Jede Ordnung, jedes Denksystem, jede Kultur arbeitet mit Grenzen, dem Grenzen setzen und dem Grenzen überschreiten:
So kennen wir, um nur einige von vielen zu nennen:
Besonders die letzten Beispiele zeigen, dass es nicht immer klar ist, ob eine Grenze naturgegeben oder künstlich ist. Meist entwickelten wir aus einer Gegebenheit ein ganzes System, das sich dann verselbständigte und dessen Herkunft schliesslich kaum mehr erkennbar ist.
Der Umgang mit den Grenzen, wie wir sie respektieren oder ignorieren, bewusst wahrnehmen, übersehen, achten, überrennen, schliessen oder öffnen scheint bestimmend für den Fortgang dieser Welt.