Auf dem Grenzweg
Wenn der Regen auf die Sonne trifft entsteht oft eine der schönsten natürlichen Grenzen: Ein Regenbogen - die Grenze zwischen Licht und Wasser. Dazu das Bild auf der vorhergehenden Seite. Es zeigt einen weg-weisenden Bogen für unsern geplanten Weg. Ein Bogen, der die rodesdorfer Landesgrenze vom Stein #35 bis ca. #42 überspannt. Wäre eine solche Weg-Brücke nicht traumhaft? Ein Ort zum Abheben, zumindest geistig!
Ja, wir sollten die Grenze nicht nur be-gehen, sie er-wandern oder auf ihr rennen, sondern auch auf ihr sitzen, liegen oder tanzen!
...auf der Grenze sitzen, auf seinem Arsch, und hinüberschauen ins Himmelblau, ins Unbekannte, Unsichere, Fremde - hinüberschauen aus dem Eigenen. Beständigen, wohlbekannt Realen.
... auf der Grenze sitzen, zwischen einem Leben, das ich zu kennen glaube und dem Leben dort drüben, das mir eigenartig vorkommt und darum ebenso teuflische wie paradiesische Vorstellungen weckt.
... auf der Grenze sitzen, in einem Leben nach der Geburt, an der ich nicht zweifeln kann und einem Tod, der mir gewiss ist. Auf der Grenze zu einem Unbekannten, von dem ich nichts weiss, selbst sein Name ist eine Maske und seine klappernden Knochen sind allenfalls Schlaginstrumente, mit denen ich mir ein verlorenes Stück aufspiele als Ahnung vor dem Unvorstellbaren.
...auf der Grenze sitzen und sich grenzenlos frei fühlen: abheben und tanzen!
... tanzen auf einer Linie, die mir zum Weg wurde; tanzen auf der Grenzlinie, die mich wie einen roten Faden, wie einen Ariadnefaden irgendwo hinführt.
... tanzen auf einer Linie, die sich in Wahrheit (welcher Wahrheit?) zu einer Gratlinie verengt hat, auf der sich kein Schritt tun lässt.
...tanzen auf einer Linie, die sich zu einem Seil, einer Schnur, einem Faden verdünnt hat - ein Seiltanz in der reinsten Vorstellung, ein Balanceakt zwischen und über zwei Welten, von denen ich nicht weiss, ob sie mir fremd sind oder eigen.
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